Wenn es draußen friert und schneit, bleiben Mädchen oder Buben hübsch daheim in ihren Stuben…und vertraut man dann den Ohren, scheint der Flugplatz tiefgefroren. Wie dem auch sei, Anfang November las man im Internet Netjets plant, fast 500 Piloten in den Urlaub zu schicken und Netjets-Feierschichten möglich, vielleicht 560 Piloten betroffen bei einer weltweiten Mannschaft von 3.000 Piloten – und Anfang Dezember las man im Artikel The Fractional Market, dass NetJets sich von 5% seines Personals trennen will.
Während die Deutsche Flugsicherung bezogen auf Frankfurt und die ersten acht Wochen des Jahres nicht mehr als 1% Zuwachs gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres an registrierten Flugbewegungen verbucht, sieht die Statistik Januar bis Februar 2010 für Egelsbach ganz anders aus: Die Flugbewegungen haben gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres um 46% abgenommen! Dabei haben die Bewegungen der Hubschrauber um 42%, die der Klasse C (5,7 bis 14t) um fast 49%, die Bewegungen des Schulungsverkehrs um fast 55% abgenommen. Dies dramatische Ergebnis relativiert sich ein wenig, wenn man die Zahlen für Februar 2009 und Februar 2010 vergleicht, wir also näher ans Frühjahr rücken: Der globale Rückgang beträgt dann immerhin aber noch 32%.
Man kann darüber spekulieren, was nun den meisten Einfluss hatte, die allgemeine Wirtschaftskrise, die Krise des fractional business model (das Geschäftsmodell der Teilhaberschaft – hier: am Privat-Flugzeug) im Besonderen oder aber die extremen Wetterlagen dieses Winters mit vermutlich häufig ungenügenden Bedingungen für den Sichtflug. Wir haben dazu aber keine Statistik.
Es könnte jetzt noch einen weiteren Grund für ein etwas selteneres Fliegen der etwas weniger betuchten Nutzer von kleineren bis mittleren Propellerflugzeugen geben: Maschinen mit einem Baujahr vor dem Jahr 2000 hatten bis dato einen Bonus von 4 Dezibel, um gemäß Lande-Platz-Lärmschutz-Verordnung (LLV) als ausgerüstet mit „erhöhtem Schallschutz“ zu gelten. Sie konnten mit dieser Eigenschaft eine bis zu 50% ermäßigte Landegebühr bei der HFG für sich reklamieren. Diese Vergünstigung für die alten Maschinen ist ab dem 01.01.2010 ausgelaufen gemäß LLV. Die Frage ist aber, ob die HFG diese vom Gesetz mal vorprogrammierte strengere Definition von „erhöhtem Schallschutz“ auch in ihrer Gebührenordnung berücksichtigen will oder gar berücksichtigen muss. Wenn es der Politik gelingt den Atomausstieg zurückzuholen, dann kann die Lobby vielleicht auch bei diesem versteckten Detail erfolgreich sein.
Es bleibt noch die folgende Frage: Ist es angesichts der drastischen Abnahme der Flugbewegungen auch entsprechend leiser geworden? Die Messberichte für die beiden Messstellen Erzhausen und Egelsbach können zu den registrierten jeweiligen monatlichen äquivalenten Dauerschallpegeln Auskunft geben:
dB(A) | Januar 2009 | Januar 2010 | Februar 2009 | Februar 2010 |
Erzhausen | 50,8 | 51,0 | 50,3 | 50,5 |
Egelsbach | 53,2 | 50,5 | 52,8 | 51,9 |
Danach ist es an der Messstelle Erzhausen völlig unabhängig vom Verkehrsrückgang in beiden Monaten im Vergleich zum Vorjahr um 0,2 dB(A) lauter geworden! An der Messstelle Egelsbach ist es dagegen im jeweiligen Vergleich zum Vorjahr um 2,7 dB(A) im Januar und um 0,9 dB(A) im Februar leiser geworden. Der Egelsbacher Befund entspräche entsprechend der Umrechnungstabelle der Bundesvereinigung gegen Fluglärm rechnerisch bei gleich bleibendem Flugzeugmix einer Verkehrsabnahme um 86% bzw. 23%. Die reale Abnahme gegenüber Januar 2009 betrug jedoch „nur“ ca. 57% und gegenüber Februar 2009 „nur“ ca. 32%.
Gibt es eine Möglichkeit, wenigstens diese völlig gegensätzlichen Ergebnisse für Erzhausen und Egelsbach annähernd plausibel zu erklären? Die Wind- und Betriebsrichtungsstatistik des Deutschen Fluglärmdienstes (DFLD) für den Frankfurter Flughafen zeigt uns, dass wir vom 1. Januar bis 12. März 2010 zu ca. 62% eine sog. Ostwetterlage hatten. Das würde bedeuten, dass die Jets nicht nur die Egelsbacher Runway 09 im Westen für Starts und für Landungen vorzugsweise nutzten, sondern dass der Ostwind auch den Lärm der Starts und des Umkehrschubs bei der Landung vorzugsweise nach Erzhausen trug. Es würde auch erklären, warum die „Winterflaute“ des Egelsbacher Flugplatzes in Erzhausen vielleicht etwas anders wahrgenommen wurde als in Egelsbach.