Mehr als 120 Interessierte waren am 6. Mai 2010 unserer Einladung gefolgt, etwas über das neueste Projekt der FLAG-E, die Lärmmessstation „Egelsbacher Himmelsohren“ zu erfahren. Daneben sollte die Fragen beantwortet werden: „Was passiert eigentlich am Flugplatz seit dem Bürgerentscheid ? Was haben wir mit den erfolgreichen Bürgerentscheiden in Egelsbach und Langen tatsächlich erreicht ? Wie reagiert die Politik ? Wie engagiert sich FLAG-E weiter ?“
Günther de las Heras informierte die Zuhörer als 1. Vorsitzender der FLAG-E zunächst über das neue Logo und die neue Homepage des Vereins. Die Homepage ermöglicht übersichtlich präsentierte aktuelle Informationen durch Artikel und Kommentare. Neu ist auch die Suchfunktion und das Einstellen von Bildern unserer Aktionen. Aufgrund zahlreicher Nachfragen gibt es nun auch einen neuen „FLAG-E-Aufkleber“ mit einem Teil des neuen Logos, dem „E“ für Flugplatz Egelsbach zwischen den Schallwellen des Flugbetriebes und einem Papierflieger, der für die Lebensqualität der Menschen in seiner Nachbarschaft steht, die wir erhalten möchten. Die Aufkleber können hier bestellt und für 1,50 Euro erworben werden. Mehreinnahmen gehen als Spende an den Verein und unterstützen unsere Arbeit.
- https://www.flag-egelsbach.de/wp-content/uploads/2010/05/6-Mai-2010_Praesentation.pdf
Neben der direkten Auswirkung der Bürgerentscheide in Egelsbach und Langen vom September 2009 , dem Erhalt der kommunalen Beteiligungen in Höhe von 20 % an der HFG, sieht die FLAG-E darin ein Signal der Bürgerinnen und Bürger gegen den Ausbau des Flugplatzes und einen klaren Auftrag an die Politik, die Interessen der Anwohnergemeinden zu wahren.
Eine der neuen Aufgaben der FLAG-E nach den Bürgerentscheiden ist somit die kritische bzw. unterstützende Begleitung der Kommunalpolitik beim Thema Flugplatz. Zu diesem Zweck wurde den Gemeindevorständen und Gemeindevertretern in Egelsbach und Langen bereits im Dezember 2009 eine „Checkliste zum Bürgerentscheid“ an die Hand gegeben, in der alle Rechte aufgeführt sind, die sie zur Kontrolle des Mehrheitsgesellschafters NetJets und zur Wahrung der Interessen ihrer Wählerinnen und Wähler nutzen können.
FLAG-E führte in den letzten Monaten Gespräche mit der SPD, der CDU und demnächst den übrigen Parteien in Egelsbach. Bei diesen Gesprächen wurden verhärtete Fronten abgebaut, die Bürgerinitiative wurde als ernsthafter Gesprächspartner wahrgenommen. Der Dialog mit den Parteien soll langfristig fortgesetzt werden. Viel Applaus erhielt der Hinweis, dass auch durch den Druck der FLAG-E der Egelsbacher Bürgermeister Rudi Moritz zur Vermeidung eines möglichen Interessenkonfliktes nicht mehr als Vertreter der Gemeinde in der HFG sitzt sondern nunmehr Frau Bettermann (SPD), die sich für mehr Transparenz einsetzen möchte und auch beim Infoabend mit weiteren Vertretern der Kommunalpolitik unter den Zuhörern saß.
Als weiteres Aufgabenfeld wird FLAG-E Hilfestellung in einem möglichen Ausbauverfahren geben damit die Bürgerinnen und Bürger ihre Rechte wirksam geltend machen können. Außerdem soll der Flugplatzbetrieb langfristig kritisch begleitet werden. Dazu Günther de las Heras: „Der Flugplatz wird uns Anwohner beschäftigen solange er betrieben wird“. Dazu gehört neben der Verbesserung des Beschwerdemanagements auch die Kommunikation mit der HFG selbst. Die gestaltet sich jedoch mehr als schwierig, da die HFG bisher gar nicht bürgerfreundlich überhaupt nicht auf die Fragen reagiert hat, die ihr durch FLAG-E im März zum Ausbau und zu weiteren Entwicklungen am Flugplatz gestellt wurden (siehe Artikel: “ FLAG-E fordert von HFG bis Ende April klare Aussagen zur Zukunft des Flugplatzes“)
Es wurde auch die Pressekonferenz der HFG vom 14. April kommentiert, die im Wesentlichen keine neuen Inhalte gegenüber den Aussagen der NetJets aus dem Jahr 2009 gebracht hat. „Wichtig ist die Erkenntnis, dass zurzeit weder ein Ausbauverfahren beantragt ist noch technisch momentan belastbare Voraussetzungen für das von der HFG angestrebte Instrumentenflugsystem vorliegen“.
Die Ankündigungen der HFG zur „Lärmminderung“ – neben dem Instrumentenflugsystem werden die Gebührenstaffelung nach Lärmklassifizierung, mehr Lärmmessstellen und die Änderung des Anflugverfahrens genannt, sieht de las Heras als nicht zielführend an. Selbst die für September 2009 angekündigten zusätzlichen Lärmmessstationen der HFG sind bis heute nicht installiert worden. „Wenn die HFG neben dem Ausbau die angekündigte Erhöhung der Flugbewegungen auf die bisher erlaubten 100.000 anstrebt stellt das immerhin eine Erhöhung um knapp 40 % der derzeitigen Bewegungen dar“.
„Im übrigen kann sich die Gemeinde Egelsbach den Ausbau des Flugplatzes gar nicht leisten“ führte der Vorsitzende aus und nannte nur als Beispiele die Verkehrsanbindung, die Infrastruktur sowie den Brandschutz, in den die Gemeinde in den letzten fünf Jahren 1,2 Mio. Euro investiert hat. Die HFG selbst mit 23 Mitarbeitern wird hier langfristig keine Gewerbesteuer zahlen. Die alleinige Ausrichtung nur auf flugaffines Gewerbe am Flugplatz ist als Experiment gescheitert. Egelsbach muss endlich aufhören, weiter in diesen wirtschaftspolitischen „Sarg“ zu investieren.
FLAG-E vermisst effektiven Lärmschutz für die Bürgerinnen und Bürger, sofort umsetzbare Flugsicherheit durch Umleiten der Piloten der großen Jets nach Rhein-Main bei schlechtem Wetter, wenn die Piloten im Umgang mit Landungen ohne Instrumentenflug nicht erfahren sind. Außerdem fordert die Bürgerinitiative einen stärkeren wirtschaftlichen Beitrag der HFG, der auch den Anwohnergemeinden tatsächlich zugute kommt und sich nicht nur auf die Almosenstrategie beschränkt, die bisher von der HFG verfolgt wurde.
Großes Interesse bei den Besuchern des Infoabends fand die Vorstellung der „Egelsbacher Himmelsohren“. Allein mit Hilfe von Spenden – darunter auch Spenden von örtlichen Unternehmen – wurde bereits die erste Lärmmessstation des insgesamt 7.500 Euro teuren Projekts parellel zur K 168 in der Leipziger Straße installiert , eine zweite soll parallel zur Ost-An- und Abflugroute im Juli 2010 folgen.
An dieser Stelle bedanken wir uns bei allen Spenderinnen und Spendern, die mit ihrer überwältigenden Spendenbereitschaft die schnelle Realisierung der Himmelsohren möglich machen.
FLAG-E betreibt das erste Himmelsohr in enger Abstimmung mit dem Deutschen Fluglärmdienst e.V. Die Messdaten sind für die Bevölkerung im Internet einsehbar. Sie dienen zum einen dazu, selbst belastbare Messwerte über den tatsächlichen Fluglärm unabhängig von den HFG-Messung zu haben. Lärmbeschwerden können so genau belegt werden und sollen demnächst per Mail direkt verbunden mit den Daten aus dem Internet an die zuständige Behörde geschickt werden können.
Begeistert zeigte sich das Publikum des Infoabends bei der Präsentation der technischen Möglichkeiten der Messungen des Himmelsohres, die Herr Weise vom DFLD e.V. vorführte. Die Zuschauer erlebten auf der Beamerleinwand in 3-D- Optik von Google Earth den Flug eines Piloten aus dessen Sicht bis zur Landung auf dem Flugplatz Egelsbach mit als ob sie selbst im Flugzeug sitzen würden – allein aufgrund der zuvor gemessenen Lärm- und Transponderdaten eines auf dem Flugplatz Egelsbach gelandeten Flugzeugs.
Insgesamt wurde an dem Infoabend deutlich, dass der Kampf gegen einen möglichen Ausbau bereits jetzt geführt wird. Aber es wurde auch deutlich, dass es sich lohnt, die verbliebenen Rechte der Gemeinde Egelsbach und der Stadt Langen auf Transparenz und Information über Entwicklungen am Flugplatz auch geltend zu machen. FLAG-E, so Günther de las Heras gegenüber den Anwesenden, werde sich weiter für den Kampf gegen den Ausbau einsetzen. Die HFG muss sich dauerhaft mit dem organisierten Widerstand der Anwohnerinnen und Anwohner des Flugplatzes auseinandersetzen – es wird sich zeigen, wie der neue HFG-Investor NetJets mit diesem permanenten Druck der Bevölkerung umgehen wird.
Wir danken allen Besucherinnen und Besuchern des Infoabends für ihr Interesse und ihr Vertrauen in die Arbeit der FLAG-E.
Pressemitteilung zum Infoabend der FLAG-E am 6. Mai 2010
Pressestimmen dazu :
Dreieich-Zeitung vom 14.05.2010 : “Ziel sind ‘glaeserne Flieger’ “
Darmstädter Echo online vom 14.05.2010: „FLAG-E mit eigener Lärmmess-Station“
Offenbach-Post online vom 12.05.2010 : ” Zwei Himmelsohren messen den Fluglärm!”