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Flugzeugabsturz bei Egelsbach bleibt ohne angemessene Antwort der Egelsbacher Politik

Unmittelbar nach dem Absturz einer Cessna 750 Citation X am 1. März diesen Jahres beim Landeanflug auf den VLP Egelsbach hatten wir den Gemeindevorstand und Bürgermeister Moritz schriftlich gebeten, sich bei dem Betreiber und den Genehmigungsbehörden dafür einzusetzen, dass der Flugbetrieb für Maschinen ab 5,7 t mit sofortiger Wirkung eingestellt wird.

Die Cessna mit einem Maximalgewicht von 16 t und einem Treibstofffassungsvermögen von ca. 6 t war in nur 1.400 m Entfernung vom Egelsbacher Gewerbegebiet mit seinen zahlreichen gut besuchten Großmärkten abgestürzt. Die Folgen eines geringfügig späteren Absturzes wären katastrophal  gewesen. Im Interesse der Sicherheit der Anwohner war sofortiger Handlungsbedarf gegeben. Bis heute haben wir keine Antwort aus dem Egelsbacher Rathaus erhalten!

Die Egelsbacher Politik war bis zum heutigen Tag nicht in der Lage auf den Absturz angemessen zu reagieren. Der Gemeindevorstand befasste sich zwar, nachdem der Bürgermeister den Flugzeugabsturz auf die Tagesordnung genommen hatte, mit diesem Thema, lehnte jedoch eine Stellungnahme ab. Die Fraktion Bündnis90/Die Grünen berief daraufhin eine Sondersitzung der Gemeindevertretung ein. Sitzungsthema war ihr Antrag,  dass der Gemeindevorstand beim Regierungspräsidium darauf hinwirken solle, dass zeitlich begrenzt bis zur genauen Klärung der Ursache des Flugzeugabsturzes Flugbewegungen für Flugzeuge >5,7 t untersagt werden sollten. Dieser Antrag wurde jedoch bei einer einzigen abweichenden Stimme von allen anderen Parteien im Gemeindeparlament abgelehnt.

Für die FLAG-E ist diese Untätigkeit völlig unverständlich, zumal die Politik in den Nachbargemeinden Erzhausen (Bekanntmachung 16/12) und Rödermark (Offenbach-Post online vom 11.05.2012 : “Ettapensieg für Fluglärmgegner”), deren Bürgerinnen und Bürger in einem deutlich geringeren Maße einer  direkten Gefährdung ausgesetzt sind, sehr wohl entsprechend aktiv wurden.

 

In Egelsbach musste die FLAG-E ohne irgendwelche Unterstützung von der lokalen Politik selbst handeln und die Interessen der Anwohner an den Betreiber und die Genehmigungsbehörde adressieren. Außerdem haben wir in der letzten Sitzung der Fluglärmkommission am 2. Mai weitergehende Anforderungen an die Sicherheit am VLP Egelsbach gestellt. Die Gemeinde Egelsbach, als die am meisten betroffene Gemeinde, blieb dagegen sprachlos.

Dabei wäre es so wichtig gewesen, sofort und unter Bezugnahme auf die akute Gefährdung umgehende Maßnahmen zu erbitten. Umso peinlicher erscheint es da, dass der Regierungspräsident Ende März mit Bezug auf den jüngsten Flugzeugabsturz tatsächlich eine zeitlich limitierende Begrenzung von Flugbewegungen am VLP Egelsbach erlassen hat – und Egelsbach war nicht in der Lage entsprechendes zu fordern!

Das als Reaktion auf das Unglück von der SPD angeregte und von allen Parteien beschlossene ‚Dialog Forum‘ zum Thema Flugplatz  wird von der FLAG-E grundsätzlich begrüßt und wir werden hier auch gerne mitarbeiten. Wir sehen hier eine große Chance, die politisch Verantwortlichen ohne die übliche parteipolitische Polemik über die zahlreichen ökologischen und wirtschaftlichen Risiken und Lasten zu informieren und die Interessen der Anwohner zu thematisieren. Dieses Projekt kann allerdings nur langfristig Wirkung zeigen und ersetzt in keiner Weise den akuten Handlungsbedarf dem Egelsbach ausgesetzt war und vielleicht auch zukünftig ausgesetzt sein wird.

 

Rüdiger Luchmann
2. Vorsitzender

Egelsbacher Himmelsohren sorgen für Transparenz im Egelsbacher Luftraum

Seit einigen Monaten beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe der FLAG-E mit dem Projekt „Egelsbacher Himmelsohren“. Was verbirgt sich dahinter?

Schon lange besteht seitens der Egelsbacher Bürgerinnen und Bürger das berechtigte Interesse, Informationen über die Flugbewegungen über Egelsbach zu erhalten: Lärmemissionswerte, Flugzeiten und -routen aber auch der Verkehrsmix von Hubschraubern, Sportflugzeugen und jetzt auch Jets – darüber wollen wir gerne umfassend informiert werden. Die tatsächlich zur Verfügung gestellten Informationen sind allerdings äußerst gering. Außerdem ist eindeutig davon auszugehen, dass sich durch den neuen amerikanischen Großaktionär Net Jets zukünftig einiges ändern dürfte. Schließlich forderte Net Jets in den Verkaufsverhandlungen einen Persilschein der Gemeinden u.a. für den Ausbau des Flugplatzes und eine Erhöhung der Dezibel Grenzen. Es ist deswegen in unserem besten Interesse, wenn wir uns nicht länger von der spärlichen Informationspolitik der HFG abhängig machen, sondern selber qualifiziert messen und aufzeichnen, was sich da am Egelsbacher Himmel so tut.

Bei unserer Recherche sind wir auf den Deutscher Fluglärmdienst e.V. (DFLD) aufmerksam geworden. Als gemeinnütziger Verein stellt der DFLD Bürgerinitiativen wie der FLAG-E aber auch  Kommunen eine detaillierte Infrastruktur für die Aufzeichnung und Messung von Flugbewegungen zur Verfügung. Der DFLD betreibt derzeit in 6 Ländern bereits über 250 Messstationen – vom Großflughafen bis hin zum Regionalflughafen. Sie sind damit der ideale Partner für unser Anliegen.

Wie funktioniert und welche Vorteile haben die Egelsbacher Bürger und Bürgerinnen durch die Datenerfassung und –analyse der DFLD?

Messung der flugbedingten Lärmemissionen

Kernstück dieses Systems sind Lärm-Mess-Stationen, die ausgestattet mit den hochwertigsten Mikrofonen rund um die Uhr den Umgebungslärm in seinen Rohdaten messen. Wir haben uns für ein hochwertiges Gerät der Klasse 1 entschieden, den Schallpegel Monitor SPM483. Durch das Charakteristikum typischer Lärmkurven von Flugzeugen identifiziert das System automatisch den spezifischen Fluglärm und damit die Anzahl, die Uhrzeit und die Lautstärke der Überflüge. Die Überflüge werden in der Lärmkurve markiert und für weitere Auswertungen herangezogen.

Standorte der Lärmmessstationen

Für die FLAG-E war nun zu entscheiden, wo wir die Messstationen errichten sollten. Wir haben uns für jeweils einen Standort in der Leipziger- und in der Thüringer Straße entschieden.  Damit messen wir in dem Bereich, für den im Planfeststellungsbeschluss von 2002 das Regierungspräsidium Darmstadt einen maximalen äquivalenten Dauerschallpegel von 55 dB für den Fluglärm festgelegt hat. Hier können wir direkt am dicht bewohnten Ortsrand von Egelsbach und parallel zur Start- und Landeschneise des Egelsbacher Flugplatzes so gut wie alle Flugbewegungen genauestens erfassen.

Seit Ende März haben wir nun schon die erste Messstation in der Leipziger Straße aktiv geschaltet und können so täglich verfolgen, wie sich der Flugverkehr über Egelsbach entwickelt und wie er sich auswirkt. Für die zweite Messstation müssen wir noch ein bisschen sparen und Spenden einsammeln. Das gesamte System kostet schließlich ca. 7.500 €, was für einen Verein unsere Größenordnung keine leichte Aufgabe ist. Die Messstation #2 wird uns dann aber noch einen weiteren Vorteil bringen. Da dort der Fluglärm in einem kurzen Zeitabstand zur Station #1 aufgezeichnet wird, lässt sich durch das Übereinanderlegen der beiden Lärmkurven eindeutig belegen, welche Lärmemissionen allein auf die Flugbewegungen zurückzuführen ist. Damit ist frühzeitig jeglichem unqualifizierten Einwand seitens der HFG oder lärmaffiner Parlamentarier der Wind aus den Segeln genommen. Mit diesem System haben wir eine Datenlage in der Hand, die den maßvollen Bemühungen seitens der HFG weit überlegen ist.

Auch in Erzhausen beabsichtigt man, eine weitere Messstation zu installieren und damit mess- und belegbar zu machen, wie stark die Bürger und Bürgerinnen unserer Nachbarkommune unter dem Fluglärm des Egelsbacher Flugplatzes leiden.

Auswertungen

Die erfassten Lärmdaten werden aufgezeichnet, als Grafik abgebildet und Tages- und Monatsreports erstellt. Damit sind wir nun auch in der Lage mittel- oder langfristige Veränderungen des Flugverkehrs zu messen und nachzuweisen. Aber auch jeder einzelne Flug ist nun viel exakter daraufhin überprüfbar ob die genehmigten Betriebszeiten eingehalten wurden und welcher Lärm erzeugt wurde. Wenn das Flugzeug oder der Hubschrauber darüber hinaus auch noch über einen sogenannten Transponder verfügt, also ein Funk-Kommunikationsgerät, können wir dank des installierten Empfangsgerätes diese Flugzeuge eindeutig identifizieren, aber auch Ihre Flugroute und Flughöhe genau bestimmen.

Beschwerdemanagement

Damit ist eine entscheidende Hürde genommen, um ein effektives Beschwerdemanagement aufzubauen. Die erforderlichen Angaben, die die Betroffenen bisher immer nur aus eigener Anschauung schildern aber nur schwer beweisen konnten, sind nun durch die umfangreiche Datenlage voll verfügbar und es wird viel leichter fallen, Missetäter zu überführen und dafür zu sorgen, dass diese auch zur Rechenschaft gezogen werden können.

Transparent und zeitnah über Internet

Eines der besonderen Vorteile diese Systems ist darüber hinaus, dass alle Daten und Auswertungen wirklich jedem zur Verfügung stehen. Im Internet werden frei zugängig alle Messdaten und alle Auswertungen zeitnah zur Verfügung gestellt. Damit sind die Zeiten vorbei, an denen ein kleiner Kreis mit spärlichen Informationen, die nicht verifizierbar sind, abgespeist wurde. Damit schaffen wir uns jetzt die Transparenz, die die HFG immer gescheut hat.

Wir bedanken uns bei allen Spendern, die es uns ermöglicht haben, die erste Lärm-Mess-Station zu errichten und freuen uns über jede Spende, die es uns ermöglicht, auch die zweite Messstation in Betrieb zu nehmen.